
Zugegeben: Wer »Boah, Bahn!« sagt, denkt selten an Kundenbegeisterung. Eher an Verspätung, Wackel-WLAN, verschwundene Reservierungen, geklaute Leitungen, gestörte Weichen, ausgefallene Züge oder das legendäre »Kein Kaffee im Bord-Bistro«.
Und die Deutsche Bahn? Die weiß das. Und macht jetzt genau das, was man nicht erwarten würde: Sie macht eine Serie draus. Im Stil von »The Office« oder »Die Discounter«. Mit Anke Engelke. Und jeder Menge Selbstironie.
»Boah, Bahn! – Wir sitzen alle im selben Zug« ist nicht einfach Werbung, sondern ein echtes Experiment. Die Serie zeigt den ganz normalen Wahnsinn im ICE – aus Sicht der Mitarbeitenden. Charmant, überzeichnet und erschreckend nah dran. Man lacht. Man leidet mit. Man versteht.
Die Bahn vermittelt sinngemäß: Wir wissen, dass es oft beschissen läuft. Aber wir geben unser Bestes – gemeinsam. Das ist Markenkommunikation auf einem neuen Level: ehrlich, menschlich, verletzlich.
Die Bahn schafft es, die eigenen Schwächen zum Teil der Marke zu machen – und sie mit Selbstironie und Charme zu erzählen. Sie zeigt, was die Bahn im Kern ausmacht: nicht (nur) Technik und Pünktlichkeit, sondern Menschen. Menschen, die den Laden am Laufen halten, täglich Unmut auffangen, freundlich bleiben – und einfach weitermachen.
Es ist eine Hommage an die vielen Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter und all die anderen, die bei der Bahn arbeiten aber selten zu sehen sind, die all das tragen – und trotzdem von den Fahrgästen fast immer bestens bewertet werden. Diese Kampagne ist einfach mehr als nur gute Werbung.
Und was hat das jetzt mit Autohäusern zu tun?
Mehr, als man denkt. Auch wir haben unsere »Boah, Bahn!«-Momente:
- Der Kunde ruft an – niemand geht ran.
- WhatsApp wird zwar angeboten, aber niemand antwortet.
- Werkstatttermine sind ausgebucht, Rückrufe lassen auf sich warten.
- E-Mails verschwinden im System oder werden zu spät beantwortet.
Und dazwischen? Hektik. Urlaubszeit. Systembrüche. Die perfekte Customer Journey? Gibt es nicht. Auch nicht beim Autokauf. Aber das ist kein Drama – solange man offen, ehrlich und nahbar kommuniziert.
Wir leben in einer Zeit, in der Perfektion nicht mehr glaubwürdig ist. Kunden spüren sofort, ob ein Autohaus mitdenkt. Ein bisschen Selbstironie, echtes Storytelling, ein Blick hinter die Kulissen – das kann Wunder wirken. Nicht als Show, sondern als Ausdruck von Empathie.
Vielleicht braucht es nicht gleich eine Miniserie. Aber: Warum nicht mal die eigenen Prozesse humorvoll erklären? Warum nicht das Team sprechen lassen, statt nur die Marke?
Immerhin sind es – trotz KI und Digitalisierung – am Ende die Menschen, die den Unterschied machen. Und die bekommen regelmäßig Höchstnoten von Autohauskunden.
Mehr »Boah, Autohaus!« wagen.
Die Bahn nutzt ihre Serie, um die Heldinnen und Helden des Alltags zu zeigen. Mit Humor, mit Haltung – und oft ohne WLAN oder Kaffee.
Auch in Autohäusern sind es die Menschen, die den Unterschied machen. Zeigen Sie sie. Lassen Sie sie sprechen. Es muss nicht perfekt sein – aber echt.
Klar: Die Serie löst die Probleme der Bahn nicht. Aber sie schafft Verständnis. Nähe. Und sie unterhält.
Und das Wichtigste: Sie zeigt eine Marke, die sich traut, über sich selbst zu lachen. Die Schwächen zugibt – und gerade dadurch Sympathie gewinnt.
Genau deshalb ist »Boah, Bahn!« so beliebt – nicht nur bei Vielfahrern. Sondern auch bei allen, die endlich mal wieder das Gefühl haben wollen: Ich bin nicht allein mit meinem Frust.