Zweimal im Jahr stehen Autofahrer vor derselben Herausforderung: Wohin mit den Sommer- oder Winterrädern? Während einige ihre Radsätze mühsam in Keller oder Garage schleppen, haben es andere bequemer – sie lagern ihre Räder beim Autohaus oder der Werkstatt ihres Vertrauens ein.
Klingt erstmal nach einer einfachen Serviceleistung von Kfz-Betrieben, doch wer das Thema strategisch angeht, kann daraus ein solides Geschäftsmodell entwickeln. Denn Rädereinlagerung ist längst nicht nur ein praktischer Zusatzservice – sie kann ein echter Umsatzfaktor und ein wichtiges Mittel zur Kundenbindung sein.
Weniger Werkstattbesuche, mehr Kundenbindung – warum Service zählt
Ein Blick in den DAT Report zeigt, dass moderne Autos immer weniger Werkstattbesuche erfordern. 55 % der Pkw-Halter kamen nur einmal zur Durchführung von Arbeiten an ihrem Fahrzeug in die Werkstatt. 31 % suchten die Werkstatt zweimal auf, während lediglich 14 % der Pkw-Halter dreimal oder öfter in der Werkstatt waren.
Diese Zahlen machen deutlich: Die Gelegenheiten, eine Kundenbeziehung aufzubauen, werden seltener. Die Werkstatt wird für viele Autofahrer nicht mehr zur regelmäßigen Anlaufstelle. Das bedeutet für Kfz-Betriebe: Jede Interaktion mit dem Kunden zählt. Genau hier kommt die Rädereinlagerung ins Spiel – sie sorgt mindestens zweimal im Jahr für einen festen Kontaktpunkt, schafft Mehrwert für den Kunden und bietet gleichzeitig Möglichkeiten für Zusatzverkäufe und Cross-Selling.
Rädereinlagerung ist Standard, aber nicht überall rentabel
Laut einer aktuellen Branchenumfrage im Branchenindex (BIX) gehört die Rädereinlagerung längst zum festen Angebot vieler Kfz-Betriebe:
- 99 % der Autohäuser und 81 % der freien Werkstätten bieten diesen Service an.
- 91 % der Vertragspartner und 78 % der freien Werkstätten haben ein eigenes Räderlager.
- Nur 8 % der Autohäuser und 3 % der freien Werkstätten arbeiten mit externen Dienstleistern.
Auffällig ist: 8 % der markengebundenen Betriebe haben ihre Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern beendet und sich wieder für eine eigene Lösung entschieden. Die Hauptgründe dafür sind meist mehr Flexibilität, eine bessere Servicequalität und eine schnellere Reaktionsfähigkeit auf Kundenwünsche.
Trotzdem sehen viele Betriebe die Rädereinlagerung nicht als lukratives Geschäft. Gerade mal 50 % der Autohäuser und nur 35 % der freien Werkstätten halten sie für rentabel. Auch wenn sie von den Betrieben überwiegend als unverzichtbarer Service betrachtet wird, da Kunden sie häufig schlicht erwarten.
Volle Lager, aber ungenutztes Potenzial
So steigt die Nachfrage nach Rädereinlagerung bei Kunden jedes Jahr und viele Betrieb stoßen an Kapazitätsgrenzen:
- 41 % der Autohäuser und 62 % der freien Werkstätten gaben an, dass ihre Lager bereits voll sind.
- Trotzdem planen nur 15 % der markengebundenen Betriebe und 10 % der freien Werkstätten, ihre Kapazitäten zu erweitern.
Hier liegt unglaubliches Potenzial brach. Viele Betriebe betrachten die Rädereinlagerung noch zu sehr als Kostenpunkt statt als Umsatzbringer. Kunden wollen diesen Service, doch viele Betriebe scheuen die Investition in größere Lagerflächen. Aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Rentabilität zu steigern, ohne direkt neue Hallen zu bauen. Doch wer sie clever kombiniert, kann mehr draus machen.
- Preisdifferenzierung nach Radgröße – bisher bieten nur 25 % der Autohäuser und 41 % der Werkstätten gestaffelte Preise an. Dabei sind Kunden bereit, für größere Felgen oder Premium-Handling einen Aufpreis zu zahlen.
- Zusatzservices verkaufen – ob Felgenreinigung, Reifencheck oder Achsvermessung – kleine Upgrades mit hoher Marge.
- Digitale Lösungen nutzen – automatische Terminerinnerungen, smarte Lagerverwaltung und Self-Service-Buchungen via WhatsApp oder App steigern die Effizienz.
Viele Kunden erwarten gar nicht, dass die Rädereinlagerung billig ist – sie wollen in erster Linie Bequemlichkeit. Wer diesen Faktor nutzt und mit Mehrwerten kombiniert, macht aus einem »Pflichtservice« ein rentables Geschäftsfeld.
Verpasste Chancen
Eine Analyse der DAT zeigt, dass viele Kunden nie aktiv auf Zusatzangebote angesprochen werden.
- Nur 29 % der Kunden von Markenwerkstätten wurden aktiv auf das Reifen- und Rädergeschäft hingewiesen.
- Bei den freien Betrieben waren es sogar nur 22 %.
- 64 % der Autofahrer gaben in einer Umfrage an, dass ihnen noch nie unaufgefordert ein neuer Reifen angeboten wurde – obwohl sie vielleicht längst neue brauchen.
Hier lassen viele Kfz-Betriebe großes Potenzial ungenutzt. Ob vor dem Reifenwechsel, der Inspektion oder über digitale Kanäle – gezielte Kundenansprache und intelligente Angebote können den Umsatz deutlich steigern. Wer klug kombiniert, macht aus Rädern mehr als nur eine Einlagerung.