Mehr Schritte, weniger PS

Die deutschen Städte erleben eine stille Revolution. Nicht laut und schrill, sondern Schritt für Schritt: Menschen gehen häufiger zu Fuß, steigen öfter aufs Fahrrad – und lassen das Auto zunehmend stehen. Was sich über Jahre bereits andeutete, ist nun wissenschaftlich belegt: Das Auto verliert an Bedeutung. Doch was bedeutet das für Autohäuser, die jahrzehntelang das Symbol individueller Mobilität verkauft haben?

Rückgang der Autonutzung – vor allem in Metropolen

Die aktuelle SrV-Erhebung der TU Dresden zeigt eindrucksvoll: Der Anteil der mit dem Auto zurückgelegten Wege in deutschen Großstädten ist deutlich zurückgegangen – von 31 Prozent im Jahr 2018 auf nur noch 26 Prozent im Jahr 2023. Auch die Studie »Mobilität in Deutschland 2023«, herausgegeben vom Bundesverkehrsministerium, bestätigt diese Tendenz: In Ballungsräumen werden kürzere Wege häufiger zu Fuß oder per Rad zurückgelegt. Die Bedeutung des Autos als »first choice« schrumpft.

Während in ländlichen Regionen das Auto weiterhin dominiert und dort sogar leicht zulegte, sinkt die Nutzung in urbanen Räumen deutlich. Der Mobilitätsmix verändert sich – und das nicht nur bei jungen Großstädtern.

Homeoffice, Alltag und Pandemie als Treiber des Wandels

Ein zentraler Auslöser für den Wandel ist das Arbeiten von zuhause. Die Pandemie hat das Homeoffice etabliert – und mit ihm sind tägliche Pendelfahrten im Stau plötzlich nicht mehr nötig. Die Studienautoren sprechen von einem »deutlichen Wandel im Mobilitätsverhalten Erwerbstätiger«, insbesondere an Werktagen.

Doch auch bei Rentnern, Schülern und Gelegenheitsfahrern zeigen sich Veränderungen. Fuß- und Radwege haben zugelegt, öffentliche Verkehrsmittel bleiben stabil. Das 9-Euro-Ticket und sein Nachfolger, das Deutschlandticket, haben deutlich zur Renaissance von Bus und Bahn beigetragen.

Frauen bewegen sich mehr – ältere Menschen fahren wieder mehr Auto

Besonders auffällig: Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren sind laut SrV-Erhebung deutlich mobiler als Männer. Gründe sind komplexe Alltagslogistik, Kindertransport, Einkäufe – Aufgaben, bei denen die Strecke, nicht das Verkehrsmittel im Vordergrund steht.

Auch die Zahlen über das mobilitätsverhalten älterer Menschen überraschen: Noch nie hatten so viele Menschen ab 80 Jahren einen Führerschein wie 2023. Und sie nutzen ihn. In kleineren Städten und ländlichen Regionen steigt die Autonutzung in dieser Altersgruppe sogar wieder leicht an.

Was bedeutet das für Autohäuser?

Der Wandel ist da – aber das Auto ist nicht tot. Vielmehr verändert sich seine Rolle im Alltag. Für Autohäuser heißt das:

  1. Zielgruppen neu denken: Die Mobilität jüngerer Menschen nimmt ab, ältere Gruppen holen auf. Senioren sind heute digitaler und fahraktiver als frühere Generationen. Beratung, Services und Kommunikation sollten sich daran orientieren.
  2. Stadt-Land-Differenz beachten: Während im urbanen Raum Sharing, ÖPNV und Fahrradmobilität zunehmen, bleibt das Auto auf dem Land unersetzlich. Autohäuser mit mehreren Standorten müssen diesen Unterschied strategisch bedienen.
  3. Mobilität verkaufen – nicht nur Autos: Wer heute ein Autohaus betritt, sucht nicht unbedingt ein Fahrzeug fürs Leben. Gefragt sind flexible Angebote, Carsharing-Optionen, Leasing, Abo-Modelle und Beratung zur Elektromobilität.
  4. Service rund um neue Mobilität ausbauen: Reparatur, Pflege und Nachrüstung für E-Bikes, Beratung zu Ladeinfrastruktur oder Kooperationen mit Mobilitätsanbietern – hier liegen Chancen jenseits des klassischen Verkaufs.
  5. Standorte und Touchpoints prüfen: Wenn Menschen seltener ins Büro oder in die Innenstadt fahren, verändert sich auch der »Begegnungsraum Autohaus«. Digitale Services, mobile Beratung und persönliche Kontakte über neue Kanäle gewinnen an Bedeutung.
Das Auto bleibt – aber nicht so wie früher

Die Studien zeigen: Das Auto hat als Statussymbol an Strahlkraft verloren. Aber es bleibt relevant – nur eben anders. Wer Mobilität versteht, kann auch in Zukunft erfolgreich verkaufen. Autohäuser, die ihre Kundschaft nicht nur als Fahrer oder Fahrerin, sondern als Menschen mit komplexen Wegen und Bedürfnissen begreifen, sind auf dem richtigen Weg.

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